Sustainable Solutions für CODERS.BAY Teilnehmer:innen

Juli 24, 2024
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Juli 24, 2024 admin

Die Studierenden im Studiengang Sustainable Solutions der FH Oberösterreich waren für ihre Projektarbeit in Designing Systems of Change zu Gast in der CODERS.BAY. Das Studium verschränkt technische, soziale, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeitsaspekte.

Sie haben sich gemeinsam mit uns angesehen,

  • warum sich Frauen seltener für eine IT-Ausbildung entscheiden,
  • welche Hürden Menschen mit Migrationsgeschichte nehmen müssen, um im oberösterreichischen IT-Markt Fuß zu fassen und
  • was die Anforderungen an Quereinsteiger:innen sind.

Ein Semester lang haben sie unsere Talentschmiede untersucht und sind zu folgenden Ergebnissen gekommen:

„Alle Anfänger:innen sind Quereinsteiger:innen“

Fritz Hammertinger, Rebecca Huemer, Sascha Mayer und Isabella Pauer gingen der Frage nach, welche Hürden es für Quereinsteiger:innen gibt und versuchten zu ermitteln welchen Anforderungen sie am oberösterreichischen IT-Arbeitsmarkt gerecht werden müssen. Sie haben vier Erfolgsfaktoren herausgearbeitet:

    1. Lernbereitschaft & Flexibilität
    2. Mindset & Einstellung
    3. Weiterbildung & Einarbeitung
    4. Soft Skills & Teamfähigkeit

Außerdem konnten sie drei Barrieren identifizieren, fanden aber auch Lösungsvorschläge:

Sprachbarrieren und Englisch als IT-Sprache

Mit mangelnden Englischkenntnissen kann sich das Stresslevel erhöhen, da nicht nur die neue Coding-Kompetenz sondern auch eine neue Sprache  gelernt und trainiert werden muss. Das bedeutet auch mehr Anforderungen an das persönliche Zeit- und Ressourcen-Management. Lösungswege können Englisch-Intensivkurse vor Ausbildungsbeginn, E-Learning-Plattformen und Workshops zur Stressbewältigung sein.

Leistungsbereitschaft und Leistungsdruck

Die Zeitpläne der Ausbildungsstätten sind straff, die Anforderungen des Marktes hoch, der Konkurrenzkampf hart und der technologische Wandel rasant. Deshalb sind permanente Weiterbildung und eine hohe Leistungsbereitschaft ein absolutes Muss in der IT-Ausbildung. Um hier in guter Balance zu bleiben, schlagen die Studierenden u.a. Achtsamkeit gegenüber Lernanstrengungen, eine unterstützende Teamkultur und Programme zur Stressbewältigung vor.

Arbeitsmarkt

Oft fehlt den Auszubildenden noch ein klares Bild ihrer beruflichen Ziele, da ihnen noch Praxis und Erfahrung fehlt. Es ist schwierig sich in der schnelllebigen IT-Branche zu orientieren. Als Lösung schlagen die Studierenden eine enge Verschränkung und dauerhafte Kooperationen mit Unternehmen vor, um die Auszubildenden auf die „reale“ Welt vorzubereiten.

Hindernisse für Menschen mit Migrationsgeschichte?

Paula Greiner, Katja Harrer, Sonja Rauscher, Armin Seferagic haben Hindernisse und Chancen für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in den Oberösterreichischen IT-Arbeitsmarkt identifiziert und sich die drei signifikantesten genauer angesehen:

  • Sprachliche Barrieren
  • Selbstwert
  • Kulturelle Unterschiede

Menschen, die ihren Selbstwert falsch einschätzen und sich dadurch schlechter darstellen, haben oft Probleme beim Einstieg ins Berufsleben; dies wird zusätzlich erschwert, wenn sie ihr Potential aufgrund sprachlicher Barrieren nicht ausschöpfen können oder Schwierigkeiten bei der Arbeitsfindung haben, weil sie sich kulturell nicht anpassen.

Im Laufe des Projekts wurden vier Verbesserungsvorschläge tiefer ausgearbeitet:
  • Einstufungstests für Sprachkurse: Ein wichtiger Verbesserungsvorschlag ist die Einführung von Einstufungstests für Sprachkurse und gleichzeitig neue eine zeitliche Einplanung für Sprachkurse. Diese Einstufungstests sollen vor Beginn der Ausbildung durchgeführt werden, um das Sprachniveau der Teilnehmer genauer bestimmen zu können, damit klar ist, ob es überhaupt sinnvoll ist, dass eine Programmier-Ausbildung angefangen werden sollte. Zusätzlich soll per Umfrage eruiert werden, ob Auszubildene den Sprachkurs vor Beginn der CODERS.BAY-Ausbildung machen wollen oder währenddessen.
  • Etikette-Training in Österreich: Ein weiterer Vorschlag ist die Einführung von Etikette-Trainings, die sich mit den Verhaltensregeln und kulturellen Normen in Österreich befassen. So ein Training sollen Migrant:innen helfen, die gesellschaftlichen Erwartungen besser zu verstehen und sich im beruflichen sowie sozialen Kontext sicherer zu bewegen. Themen wie allgemeine Verhaltensregeln, Tipps zum Verständnis regionaler Dialekte und kulturelle Feinheiten sollen den Teilnehmern nähergebracht werden. Dies hilft, Missverständnisse zu vermeiden und sich besser ins Arbeits- und Gesellschaftsleben integrieren zu können.
  • Events: Veranstaltungen, wie internationale Abende oder Brettspielabende, wurden als dritter Verbesserungsvorschlag identifiziert. Diese Veranstaltungen sollen die soziale Integration und Interaktion zwischen Migrant:innen und der lokalen Bevölkerung fördern. Durch die sogenannten „International Evenings“ an der Fachhochschule Wels haben Studierende die Möglichkeit, gemeinsame Aktivitäten zu erleben und kulturellen Austausch zu pflegen. Diese Veranstaltungen tragen dazu bei, Barrieren abzubauen und ein besseres Verständnis füreinander zu entwickeln.
  • Big Brother/Big Sister: Der vierte Vorschlag ist die Einführung eines Big Brother/Big Sister Programms bei CODERS.BAY. Hier wäre gedacht, dass erfahrene Teilnehmer:innen Leuten helfen, die gerade bei CODERS.BAY angefangen haben und sie unter ihre Fittiche nehmen. Sie helfen ihnen, sich im neuen Umfeld zurechtzufinden.

Frauen in der IT mit CODERS.BAY

Leonie Unterholzer, Vanessa Kummer, Julia Steinmetz und Thomas Sandhofer haben sich angesehen, warum der Frauenanteil in der IT nach wie vor gering ist, ob es spezifische Barrieren für Frauen gibt und welche Anreize und Motivationsstrategien gesetzt werden könnten.

Systemanalyse der Erwartungen und des Drucks von Familie und Gesellschaft

Frauen stehen unter großem Druck aufgrund von vorhandenen Erwartungen, wie z.B. einen „sicheren“ Job zu erlernen, von der Familie oder der Gesellschaft. Grund dafür sind vor allem die immer noch vorherrschende klassische Rollenverteilung zwischen Frau und Mann, Vorurteile der Gesellschaft gegenüber der IT-Branche, mangelnde Unterstützung der Familie sowie spezifische Unsicherheiten der Frauen gegenüber der IT-Branche. Daraus entstehen im Anschluss ein geringes Selbstvertrauen und mangelnde Selbstbestimmung der Frauen und sie knicken unter dem Druck der Familie und der Gesellschaft ein und entscheiden sich dafür eine sichere bzw. gesellschaftlich für Frauen anerkannte Berufswahl zu treffen. Oft beeinflussen negative Erfahrungen die, die Familienmitglieder der Frauen in ihrem Berufsleben bereits gemacht haben, sowie der Bildungsgrad dieser Personen ebenfalls die Erwartungen, die an die Frauen gestellt wird.

Man kann außerdem erkennen, dass sowohl die Arbeitschancen der Frauen als auch das Selbstvertrauen und die Selbstbestimmung von sehr vielen Faktoren beeinflusst werden, hingegen aber nicht so viele verschiedene Faktoren beeinflussen. Die Erwartungen der Familie hingegen sind zwar von vielen Faktoren abhängig, beeinflussen aber im Gegenzug mindestens genauso viele Faktoren. Was darauf schließen lässt, dass die Erwartungen der Familie bei der Berufswahl der Frauen eine sehr große Rolle spielen.

Systemanalyse des Wiedereinstiegs nach der Karenz

Es besteht die Schwierigkeit, dass Frauen nach der Karenzzeit wieder in die IT einsteigen können aufgrund der signifikanten, technologischen Fortschritte der IT-Branche, sowie der Glaube der Gesellschaft, dass Frauen zu Hause bleiben sollten und mit Kindern weniger leisten können, Unternehmen, die den Frauen nach der Karenz geringere Arbeitschancen geben und nicht flexibel sind Remote-Arbeit anzubieten und die fehlende Unterstützung von Familie und Partnern, sowie betriebliche Kinderbetreuungsmöglichkeiten und gesetzliche Regelungen zur Unterstützung von Elternteilzeit und Wiedereinstieg.

Systemanalyse inwiefern spielen Vorbilder für Frauen eine Rolle

In der IT-Branche gibt es wenig bis keine bekannten weiblichen Rollenvorbilder, da auch der Frauenanteil in dieser Branche eher niedrig ist. Grund dafür ist unter anderem die unzureichende Förderung und Unterstützung von Frauen, die in der IT-Branche Fuß fassen möchten (schon in der Primarstufe), die stereotypische Darstellung der IT-Branche in den Medien, der immer noch verbreitete Irrglaube, dass Frauen nicht gut genug in Mathematik und logischem Denken sind, um in den IT-Bereich einzusteigen und auch der Wohlfühlfaktor für Frauen in einer männderdominierten Branche ist gering. Dies sind Gründe, weshalb Frauen eine Karriere in der IT-Branche in vielen Fällen überhaupt nicht in Betracht ziehen.

Die Analyse zeigt, dass sowohl der Frauenanteil im IT-Bereich als auch die weiblichen Vorbilder in der IT-Branche und auch das Selbstvertrauen der Frauen das System stark beeinflussen gleichzeitig, aber auch stark von den Faktoren im System beeinflusst werden. Die stereotypische Darstellung der IT-Branche in den Medien, die Teilnehmerquote von Frauen an IT-Veranstaltungen sowie der Wohlfühlfaktor für Frauen in der IT-Branche sind jedoch hauptsächlich von den Variablen im System abhängig. Man kann somit darauf schließen, dass es für Frauen besonders wichtig ist, mit anderen Frauen zusammenzuarbeiten, um sich wohlfühlen zu können und es unbedingt weibliche Vorbilder und Vorreiterinnen braucht, um andere Frauen zu animieren ebenfalls in die IT-Branche einzusteigen.

Der geringe Frauenanteil in der IT besteht durch fehlende weibliche Rollenbilder aufgrund von gesellschaftlichen Stereotypen, mangelnde weibliche Vorbilder, eine nicht-inklusive Unternehmenskultur, unzureichende Förderung und Unterstützung der Bildungseinrichtungen, der Regierung und politische Institutionen sowie stereotypische Darstellungen in den Medien.

 

Wo liegen Hebelpunkte?
  • Hebelpunkt 1: Paradigmen
    Der Bildungsplan muss so angepasst werden, dass Mädchen schon in der Primarstufe, besonders in den MINT-Fächern, gleich gefördert werden wie Jungen, um ihnen die Möglichkeit zu bieten bei Interesse auch männerdominierte Berufe zu erlernen.
  • Hebelpunkt 2: Paradigmenwechsel
    Durch den Zuwachs an Frauen in männerdominierten Berufen aufgrund des Bildungsplans, wird der Abbau von Vorurteilen und Klischees durch neue Normen und Werte angestoßen und kann einen Gesellschaftswandel bewirken, der mithilfe der Medien verstärkt und verbreitet wird.
  • Hebelpunkt 3: Regeln und Vorschriften
    Der Wiedereinstieg am Arbeitsplatz und gesetzliche Regelungen zur Unterstützung von Frauen in Elternteilzeit sollen angepasst werden und Angebote für betriebliche Kinderbetreuungsmöglichkeiten sollen ausgebaut werden, damit die Arbeitschance der Frauen am IT-Markt gegeben ist.
  • Hebelpunkt 4: Pufferkapazität
    Die vorhandenen weiblichen Vorbilder in IT-Branche müssen z.B. durch Medien sichtbarer gemacht werden, damit das Selbstvertrauen und die Selbstbestimmung der Frauen verstärkt wird. Außerdem tragen der geänderte Bildungsplan und der Gesellschaftswandel dazu bei, neue weibliche Vorbilder in der IT-Branche zu etablieren und den Glauben zu vernichten, dass Frauen nicht in männerdominierte Branchen sollen.
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